Beitritt zur Hausärztliche Genossenschaft
In der Gemeinderatsitzung am 24.11.2022 hat der Gemeinderat entschieden, dass die Gemeinde Rainau sich an der Gründung einer hausärztlichen Genossenschaft im Raum Ellwangen und Virngrund beteiligt.
Die ambulante ärztliche Versorgung wird sich in den kommenden Jahren, besonders in den ländlichen Regionen, noch weiter verschärfen. Hier spielt unter anderem der zunehmende Mangel an Nachwuchsmedizinerinnen und -medizinern eine zentrale Rolle. Ein hoher Anteil der Hausärztinnen und Hausärzte wird auch im Ostalbkreis in den kommenden Jahren in den Ruhestand eintreten. Besonders hoch ist dieser Anteil im Raum Ellwangen/Virngrund. Hier liegt die Quote der über 60-Jährigen bei 50 Prozent.
Damit die Gemeinden im Raum Ellwangen/Virngrund weiterhin, im zunehmenden Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, eine patientenorientierte und wohnortnahe Versorgung sicherstellen können, müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das vorrangige Bestreben aller ist, vorhandene in Freiberuflichkeit geführte Arztpraxen möglichst lange zu erhalten, sie zu stärken und sie in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Nur für den Fall, dass es nicht gelingt, über diesen Weg die hausärztliche Versorgung zu sichern, sollen andere Strukturen geschaffen werden.
Mit dem Ziel, über die Gründung und den Betrieb von Medizinischen Versorgungszentren die hausärztliche Versorgung für die Raumschaft zu sichern, ist es geplant, für den Raum Ellwangen/Virngrund eine Genossenschaft zu gründen. Die gemeinsame Gründung einer Genossenschaft durch Kommunen und Hausärztinnen und Hausärzte stellt eine geeignete Möglichkeit dar, die Versorgung im ländlichen Raum durch Medizinische Versorgungszentren zu sichern und, wo erforderlich, zu verbessern.
Medizinische Versorgungszentren in der Trägerschaft einer gemeinsamen Genossenschaft von Kommunen und Hausärztinnen und Hausärzten berücksichtigen sowohl die Bedürfnisse der jüngeren Ärztegeneration, des Assistenz- und Unterstützungspersonals in den Praxen als auch der bald in den Ruhestand eintretenden Ärztinnen und Ärzte (bspw. Entlastung von Bürokratie, Reduzierung wirtschaftlicher Risiken, Teilzeitmöglichkeiten, persönliche Weiterentwicklung der Medizinischen Fachangestellten, Möglichkeit der Teamarbeit, des fachlichen Austauschs etc.).
Für Kommunen bietet die Genossenschaft z.B. den Vorteil, dass Praxen, die aufgrund von fehlenden Nachfolgern von der Schließung bedroht sind, durch die Genossenschaft übernommen und in Medizinische Versorgungszentren überführt werden können. Hierzu erfordert es aber auch neue, zusätzliche Ärztinnen und Ärzte. Diese zu gewinnen gestaltet sich zunehmend schwerer. Mit der Struktur einer Genossenschaft als Träger von Medizinischen Versorgungszentren kann aber den Erwartungen der Nachwuchsmedizinerinnen und –mediziner (Wunsch nach Anstellung, Arbeiten im Team, kein wirtschaftliches Risiko etc.) eher gerecht werden.
Der Ostalbkreis unterstützt den Aufbau der Genossenschaft im Raum Ellwangen/Virngrund und die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums mit bis zu 50.000 Euro. Ggf. können auf die Mitgliedskommunen im Laufe des Prozesses zur Gründung weiterer Medizinischer Versorgungszentren weitere Kosten in begrenzter Höhe zukommen. Die Kostenbeteiligung der einzelnen Gemeinden muss dann, abhängig vom jeweiligen Vorhaben, im Einzelfall abgestimmt werden. An der Genossenschaft beteiligte Kommunen haben zudem die Möglichkeit, zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger, Darlehen oder Zuschüsse für Investitionen zu geben oder Kosten für Neubaumaßnahmen standortbezogen zu übernehmen.
Vorerst ist nun die Gründung der Genossenschaft geplant. Die erste Praxis der Genossenschaft soll voraussichtlich Mitte 2023 gegründet werden.